Der große Plan
![Buchseite und Rezensionen zu 'Der große Plan' von Stefan Wolle](https://m.media-amazon.com/images/I/41xAzs8YUDL._SL500_.jpg)
Es könnte Denglers großer Durchbruch werden. Das Außenministerium beauftragt den Privatdetektiv aus Stuttgart, im Fall einer verschwundenen, wahrscheinlich entführten Mitarbeiterin zu ermitteln, das Budget ist beinahe unbegrenzt hoch.
Anna Hartmann wird zufällig gefilmt, als sie mitten in der Nacht im Berliner Botschaftsviertel hinter einem Lieferwagen verschwindet und nie wieder auftaucht. Da sie für die Troika arbeitete, die das Hilfsprogramm für die Eurorettung im Zusammenhang mit der griechischen Finanzkrise erstellte, führt eine Spur Denglers in diesen Bereich. Doch jedes Mal, wenn er den Entführern etwas näher kommt, werden diese ermordet, sodass Dengler beinahe mit leeren Händen dasteht. Doch ein riskanter Trick führt zu einem Austausch von einem Datenträger gegen die Entführte, doch diese überlebt den Austausch nicht lange und Dengler selbst wird schwer verwundet. Welcher scheinbar unbesiegbare Gegner steckt hinter diesen Aktionen?
Wie schon in einigen der Vorgängerromanen der Reihe fasst Wolfgang Schorlau erneut ein heißes Eisen an, dieses Mal die griechische Finanzkrise. Dabei werden dem Leser die wirklichen Entwicklungen verdeutlicht, nämlich Finanzspekulationen vor allem deutscher und französischer Banken, die alles andere als seriös agieren, aber der Rubel muss ja rollen und die Aktionäre müssen zufrieden gestellt werden, selbst wenn das gesamte griechische Volk darunter leiden muss. Das die bundesdeutsche Presse dabei den Griechen selbst die Schuld gibt, ist perfide und falsch.
Ein weiterer Erzählstrang stellt die Beschreibung der deutschen Besatzung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg dar, die die griechische Forderung nach Reparationen gar nicht so abwegig wie oftmals dargestellt erscheinen lässt.
Und, wie immer, der ausführliche Anhang Schorlaus macht deutlich, dass wirtschaftspolitischen und historischen Hintergründe der Romanhandlung - leider, möchte man fast sagen - nicht frei erfunden sind.
Die junge Mitarbeiterin des Berliner Außenministeriums Anna Hartmann ist verschwunden. Der Privatdetektiv Georg Dengler erhält den Auftrag, nach ihr zu suchen. Ein Fall, der zunächst eher unspektakulär erscheint. Als jedoch eine Aufzeichnung einer Handykamera nahelegt, dass Hartmann möglicherweise entführt wurde, gewinnt die Suche an Brisanz. Dengler beginnt sich mit Annas Arbeit zu beschäftigen. Sie war für die Troika tätig, die die Griechenlandhilfen verteilen und kontrollieren sollte. Hat Anna etwa begonnen, an ihrer Arbeit zu zweifeln? Was hat sie über die Wege des Geldes herausgefunden, dass eigentlich die griechische Wirtschaft stützen sollte oder auch den Griechen zugute kommen sollte.
In seinem neunten Fall kommt der Privatdetektiv und ehemalige Polizist Georg Dengler mit einem Vorgang in Berührung, der sich ganz anders entwickelt als zuerst vermutet. Soll er auftragsgemäß nur das Verbleiben einer Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes aufklären? Wieso überhaupt kommt der Auftrag nicht aus der Familie? Hat sich die junge Frau mit der Durchführung ihrer Aufträge etwa Feinde gemacht? Es herrscht Stille, eine Lösegeldforderung geht zunächst nicht ein. Dengler beginnt, tiefer zu graben. Könnte das Ganze tatsächlich mit den Griechenlandhilfen zusammenhängen? Doch so groß war die Bedeutung von Hartmanns Tätigkeit eigentlich nicht.
Natürlich könnte man sich über Denglers neue und erste Mitarbeiterin Petra Wolf amüsieren, die ihn in die Tiefen oder Untiefen einer ordentlichen Kalkulation einweiht und gleich die entsprechenden Rechnungen schreibt. Doch das Amüsement vergeht einem bald, wenn man die die Ausführungen zur Griechenlandkrise liest. Auch dies ist eine Sichtweise, die mehr als nur eine gewisse Plausibilität beinhaltet. Und man sollte ob dieser möglichen Sichtweise mal wieder in sich gehen und überlegen, ob so manche unbedachte Äußerung nicht doch fehl am Platze sein könnte. Schließlich geht es wie so oft um Menschen, die der Raffgier der Mächtigen geopfert werden. Wie man es von dem Autor schon gewohnt ist, öffnet er einen anderen Blickwinkel auf ein bekanntes Thema und regt damit zum Nachdenken an, ob das, was einem so vorgegaukelt wird, einer Überprüfung standhalten würde. Einige der literarisch verarbeiteten Ideen und Recherchen sind jedenfalls erschreckend plausibel und logisch. Vielleicht sollten sich einige doch bescheiden und mal eine ehrliche Rechnung aufmachen.
4,5 Sterne
Packend, brisant, interessant
„Doch das Böse in diesem Fall ist so perfide und im Bösen so perfekt, wie ich es in meiner Laufbahn als Polizist und Privatermittler noch nicht erlebt habe. (Zitat Seite 360)
Inhalt
Georg Dengler arbeitet jetzt seit zehn Jahren als Privatermittler und die Auftragslage ist, nun ja, schwankend. Da tritt das Auswärtige Amt in Berlin an ihn heran. Eine wichtige Mitarbeiterin, Anna Hartmann, ist verschwunden und Dengler soll im Auftrag des Außenministers die Ermittlungen des BKA und des Innenministeriums unabhängig begleiten. Zur Zeit ist Anna Hartmann als Beraterin der Troika im Zusammenhang mit der griechischen Finanzkrise tätig. Der einzige Anhaltspunkt ist ein kurzes Handyvideo, aufgenommen am 27. Dezember, wo zu sehen ist, wie Anna Hartmann zu nächtlicher Stunde rasch an einem dunklen Van vorbeigehen will und nicht mehr auftaucht. Mit ihr verschwindet auch ihr Laptop. Alles deutet auf eine Entführung hin und Dengler fragt sich, woran sie wirklich gearbeitet hat. Könnte sie brisante Daten im Zusammenhang mit der finanziellen Rettungsaktion für Griechenland entdeckt haben, die sie an die Öffentlichkeit bringen wollte? Diesen Fall kann er nicht allein bearbeiten, zusammen mit seiner Freundin Olga, seiner neuen Mitarbeiterin Petra Wolff und seinem verlässlichen Freundeskreis beginnt er zu recherchieren, doch jemand scheint jeden ihrer Schritte zu kennen und ist ihnen mindestens einen Schritt voraus, skrupellos, denn nur tote Menschen reden nicht.
Thema und Genre
In diesem Kriminalroman geht es um aktuelle Themen wie internationale Finanzmärkte und Finanzinstrumente, die Finanzkrise der EU im Zusammenhang mit Griechenland, Politik heute und in der Vergangenheit, im von den Nationalsozialisten besetzten Griechenland.
Charaktere
Mit wenigen geschichtlichen Ausnahmen sind die handelnden Personen fiktiv, jedoch realistisch und absolut glaubhaft, ihr Verhalten nachvollziehbar.
Handlung und Schreibstil
Der Autor ergänzt auch in diesem neunten Fall des Privatermittlers Georg Dengler die packende Handlung und Ermittlungen mit genau und ausführlich recherchierten Fakten. Die entsprechenden Erläuterungen stehen in einem gelungenen Gleichgewicht zu den Ereignissen und sie unterbrechen den Spannungsbogen keineswegs, sondern sind ebenso spannend und interessant zu lesen. Parallel zur aktuellen Handlung führt eine Geschichte in die Vergangenheit von Annas Großvater Otto Hartmann, der, aus einfachen Verhältnissen stammend, zu einem erfolgreichen Direktor der Deutschlandbank aufgestiegen war. Nicht nur Georg Dengler erwarten in diesem gefährlichen, herausfordernden Fall eine Reihe von Überraschungen und völlig unvorhersehbaren Entwicklungen, sondern auch uns Lesende.
Fazit
Auch Martin Klein, Verfasser von Horoskopen und angehender Autor von Kriminalromanen, gehört zu Georg Denglers Freundeskreis. „Georg, deine Fälle eignen sich nicht für Kriminalromane,“ stellt Martin auf Seite 282 fest – hier irrt er, wie diese spannende, facettenreiche, interessante Mischung aus brisanten Themen, Fakten und fiktiver Krimihandlung beweist.